Im Bereich der orientalischen Medizin gilt Shiatsu heute als etablierte Behandlungsmethode, insbesondere aus westlicher Sicht. Innerhalb des Shiatsu selbst wird oft von verschiedenen Stilen gesprochen. Einer der am leichtesten identifizierbaren ist das Zen‐Shiatsu, das vor etwa einem halben Jahrhundert in Japan von dem Gelehrten, Denker und Innovator Shizuto Masunaga entwickelt wurde.
Diese Artikelserie verfolgt drei Hauptthemen. Der erste Teil gibt einen historischen Bericht über die Entstehung eines unverwechselbaren und äußerst einflussreichen Shiatsu‐Stils und beschreibt den Prozess im größeren Kontext der japanischen Geschichte und Kultur. Dabei werden wir auch Massunagas Schöpfung im Hinblick auf Tradition und Innovation untersuchen. Außerdem werden wir versuchen, die Merkmale des Zen zu identifizieren, die ihm seinen Namen gaben und die diesen Stil von anderen Shiatsu‐Formen unterscheidbar machen. Ein wichtiges Thema, das sich im Rahmen dieser Untersuchungen herauskristallisieren wird, ist die Beziehung zwischen Masunagas Schöpfung und der breiten Palette der orientalischen Medizin, die ihn auf vielen Ebenen nicht nur inspirierte, sondern auch direkt beeinflusste.
Dieser Artikel stellt keine Anforderungen an ein einheitliches Fachwissen aller Leser. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass verschiedene Leser an unterschiedlichen Bereichen und in unterschiedlichem Maße interessiert und sachkundig sind. Für einige wird es an manchen Stellen übertrieben detailliert werden, während andere bestimmte grundlegende Konzepte bereits verstanden haben und sie daher relativ schnell überfliegen können.
Die Geburt des Zen Shiatsu
Zen Shiatsu ist ein erst vor relativ kurzer Zeit gegründeter therapeutischer Stil. Da er jedoch Konzepte und Praktiken aus den Traditionen der orientalischen Medizin verwendet, können wir ihn als einen jungen und lebendigen Zweig eines alten und mächtigen Baumes betrachten.
Die allmähliche Herausbildung des Stils, der als Zen Shiatsu bekannt wurde, ist vor allem das Werk eines Mannes: Shizuto Masunaga. Er wurde 1925 in Kure, Präfektur Hiroshima, Japan, geboren. Sein erstes berufliches Betätigungsfeld war die Psychologie, die er 1949 an der Kaiserlichen Universität Kyoto abschloss [1]. Durch den Einfluss seiner Mutter ‐ sie veranstaltete im Haus der Familie Masunaga Shiatsu‐Kurse mit Meister Tenpeki Tamai ‐ wandte er sich der Körperarbeit zu und erzielte später seinen Abschluss an der Japanischen Shiatsu‐Schule [2] in Tokio unter Tokujiro Namikoshi. Ab 1959 unterrichtete er zehn Jahre lang klinische Psychologie an dieser Schule, die damals wie heute das Exklusivrecht für die Zulassung von Shiatsu‐Praktizierenden in Japan besitzt [3].
Wir können die genauen Stadien des Entwicklungs‐ und Trennungsprozesses, der in Masunaga, dem Lehrer und Praktiker, stattfand, nur erahnen, aber 1968 hatte er seine eigene Schule gegründet: das Iokai Shiatsu Zentrum. Gemeinsam mit einer engagierten Gruppe von Schülern übernahm er hier die Führung im Prozess der Dekonstruktion und Rekonstruktion, der allmählich zur Entwicklung des Zen‐Shiatsu führen sollte.
Was die Dekonstruktion betrifft, so unternahm Masunaga alles, um den Stil, den er geerbt hatte ‐ das Namikoshi Shiatsu seines Lehrers [4] ‐ in seine Bestandteile zu zerlegen. Was die Rekonstruktion betrifft, so gelang es ihm, wie wir sehen werden, eine ganzheitliche Methode zu entwickeln, welche die vitalen, energetischen Theorien der traditionellen orientalischen Medizin [5] mit Schlüsselaspekten der ergebnisorientierten Wissenschaft des Westens verband. Die Geschichte von Masunagas Bemühungen umfasst nicht nur das Zurückholen der spirituellen Essenz in das Shiatsu [6], sondern auch bedeutende Beiträge zur Entwicklung des Shiatsu durch die Entwicklung von Theorien und Praktiken, die sein System einzigartig machen.
Shizuto Masunaga schuf einen Shiatsu‐Stil, der den ursprünglichen Kern von Spiritualität und Lebensenergie wieder integriert. Seinem besonderen Interesse an der Erforschung der mentalen, emotionalen und spirituellen Komponenten des menschlichen Wesens folgend, schuf er ein System, das Ideen aus der westlichen Psychologie und Physiologie, der traditionellen chinesischen Medizin und dem Zen‐Buddhismus vereint.
Da Masunaga in der Lage war, traditionelle östliche Konzepte in konventionelle, moderne westliche Begriffe zu fassen, erlangte sein Stil, das Zen Shiatsu, eine große Anziehungskraft und ist vielleicht die populärste Form des Shiatsu weltweit geworden.
Das Iokai (医王会 ; Ee‐Oh‐Kai) Zentrum [7] existiert noch immer, obwohl sein Gründer 1981 verstorben ist. Der Name Iokai sagt viel über die Ambitionen seiner Führungs-Persönlichkeit aus. Wörtlich übersetzt bedeutet er: Kaiser der Medizinischen Gesellschaft. Dies mag dem westlichen Leser als ein Mangel an Bescheidenheit erscheinen, so dass die folgenden kontextuellen Hinweise vielleicht hilfreich sind.
„Zen“ im Shiatsu
Masunagas Aufmerksamkeit wurde von einer bestimmten Passage in dem buddhistischen Sutra erregt, das auf Japanisch als Zoagon‐kyo bekannt ist. In dieser Passage wird die Bedeutung eines gründlichen und spirituellen (heute würde man sagen „ganzheitlichen“) Ansatzes bei der Heilung erläutert. Der Kaiser der Medizin sollte die Natur der Krankheit gründlich untersuchen, Ursprung und Ursache eindeutig identifizieren, die Krankheit behandeln, sich aber auch um die Beschaffenheit seines eigenen Wesens kümmern und versuchen, Klarheit über sich selbst zu erlangen.
In dieser kurzen Passage finden wir eine prägnante Beschreibung einiger der wichtigsten Grundsätze der traditionellen orientalischen Medizin: die Erforschung der Natur der Krankheit, ihrer Ursprünge und Ursachen sowie ihrer wirksamen Behandlung, aber auch und vielleicht vor allem die Selbstpflege und der Weg zur Erleuchtung durch die Berufung zur Heilung.
Diese Ideen werden nicht oft so direkt ausgesprochen, weder von modernen noch von traditionellen Praktikern und Lehrern der orientalischen Medizin, aber Masunaga scheint in diesem Punkt sehr klar gewesen zu sein: Der Weg des Heilens ist ein Weg zur Erleuchtung. Dies erklärt natürlich zu einem großen Teil, warum sich Generationen von Menschen im Laufe der Jahrhunderte und in allen Kulturen und Lebenssituationen gezwungen sahen, ihr Leben der Heilung zu widmen.
Heilende Arbeit sollte daher keineswegs mit einer selbstlosen Hingabe von Zeit, Energie und Lebensressourcen verwechselt werden. Sie ist ein Weg an sich mit dem Versprechen einer eigenen Belohnung. Im Vorwort zu seinem bahnbrechenden englischen Text von 1977, „Zen Shiatsu“, finden wir die folgenden Zeilen von Masunaga:
„Im Zen ist es wichtig, einen guten Meister zu haben, von dem man lernen kann. Im Shiatsu ist dein Patient dein Meister. Du kannst Satori [Erleuchtung, Anm. d. Übers.] erreichen, indem du Krankheit behandelst und Gesundheit wiederherstellst.“
Dies unterstreicht die Bedeutung des Wortes Zen im Zusammenhang mit der Namensgebung von Masunagas Shiatsu‐Stil.
Im weiteren Verlauf dieses Kapitels werden wir uns die praktischen Aspekte des Stils genauer ansehen, insbesondere die Betonung des „natürlichen Drucks“, der fließenden Bewegung und der ergonomischen Haltung. Darauf basierend können wir uns die Frage stellen, ob das Wort „Dao“ nicht genauso gut, wenn nicht sogar noch besser geeignet gewesen wäre, um die Essenz von Masunagas Beitrag zum Shiatsu zu beschreiben.
Es gibt zwei interessante Geschichten darüber, wie Masunaga schließlich dazu kam, seinen Stil Zen Shiatsu zu nennen. Die erste ist diejenige, mit der sich die meisten Praktizierenden tendenziell identifizieren. Die Geschichte besagt, dass Masunaga entweder einen Zen‐Mönch behandelte oder dass ein Mönch Zeuge wurde, wie Masunaga eine Behandlung an einer dritten Person durchführte. In jedem Fall wird erzählt, dass der Mönch das, was er erlebt oder gesehen hatte, mit Zen verglich, das zwischen zwei Menschen praktiziert wird.
Die andere Geschichte ist für Zen‐Shiatsu‐Praktizierende etwas weniger ansprechend, aber vielleicht nicht weniger wichtig, betrachtet man den größeren Kontext des Einzugs orientalischer Körpertherapien in westliche Kulturen. Diese Geschichte besagt, dass während der Übersetzung von Masunagas Buch „Shiatsu“ ins Englische sein Mitarbeiter Wataru Ohashi [8] den Namen „Zen Shiatsu“ vorschlug. Ohashi argumentierte, dass ein solcher Name bei westlichen Lesern weitaus mehr Anklang finden würde. Dies hat sich als wirkungsvolle Erkenntnis erwiesen, und die Geschichte ist aufgrund von Ohashis tiefgreifenden Kenntnissen sowohl der menschlichen Psyche als auch von praktischen Verkaufsstrategien wahrscheinlich nicht von der Hand zu weisen.
Sicher ist jedoch, dass Zen‐Shiatsu in der westlichen Welt zu einem anerkannten und beliebten Shiatsu‐Stil geworden ist, auch wenn es in Japan relativ unbekannt geblieben ist. Diese Unbekanntheit erklärt sich zum Teil durch das vollständige Monopol, das die Namikoshi‐Familienorganisation immer in Bezug auf die Ausstellung staatlicher Lizenzen für Shiatsu‐Praktizierende in Japan hat. Der andere wichtige Faktor ist der geringe Status, der den meisten Formen traditioneller japanischer und orientalischer Kunst zuerkannt wird, mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen (Sumo, Kabuki und Ikebana sind die bekanntesten unter ihnen).
Die zwei Seiten von Masunaga
1. Der gelehrte Weise
Dies bringt uns zu den zwei sehr unterschiedlichen Seiten von Masunagas Lebensgeschichte. Einerseits kann man Masunaga als ein modernes Beispiel für einen gelehrten Weisen sehen, eine universelle Figur, die in der gesamten orientalischen Geschichte bekannt ist und verehrt wird. Andererseits kann man ihn durchaus als ein Produkt seiner Zeit und seiner Umgebung betrachten.
Letztendlich können wir feststellen, dass er vielleicht am besten als ein außergewöhnlich begabter Mensch angesehen werden kann, dem es gelang, diese beiden Polaritäten erfolgreich zu verbinden. Aus den Besonderheiten von Zeit und Ort, aber auch aus den Quellen der Tradition schuf Masunaga etwas von bleibendem Wert, das seine eigene physische Existenz überlebte und weiter gedeiht.
Vieles spricht für die Sicht, Masunaga als Person in einer langen Reihe von gelehrten Weisen zu betrachten. Wie bereits erwähnt, studierte er zunächst Psychologie auf professionellem Niveau. Danach vertiefte er sich nicht nur in die Kunst der Körperarbeit, sondern auch in den Bereich der Bewegung. Wie um die Bedeutung des letzteren zu unterstreichen, heißt sein anderer ins Englische übersetzter Text, der 1987 veröffentlicht wurde: „Zen Imagery Exercises“ („Zen‐Bilder-Übungen“) [9].
In diesem späteren Buch (fließend übersetzt von Stephen Brown) sehen wir das zweite wichtige Ergebnis seiner lebenslangen Erforschung dessen, was er „das Echo des Lebens“ nannte. Der Hauptteil des Textes besteht aus einer Reihe von Übungen. Das erklärte Ziel war es, den Leser in einfache Bewegungen einzuführen, die die Beziehung des Einzelnen zu seiner/ihrer eigenen Lebensenergie oder Ki (Qi) wecken und entfachen sollten.
In diesem Text entwickelte er auch seine Beschreibungen der Meridiane der orientalischen Medizin, und hier stoßen wir auf ein weiteres Arbeitsgebiet im Leben dieses bemerkenswerten Mannes.
Masunaga war ein Mann, der anscheinend unablässig sowohl traditionelle als auch moderne Wissensströmungen analysierte, interpretierte und anwandte. Seine Arbeit bestand aus Neubewertung, Neuinterpretation und Synthese. Dieser Synthese widmete er sich sein ganzes Leben lang im wechselseitigen Prozess von geistiger Anstrengung und praktischer Anwendung. Wir können in seinem Werk einen spiralförmigen Prozess der ständigen Neubewertung erkennen. Dies verweist auf einen unermüdlichen Instinkt, zu entdecken und zu lernen, aber auch, alle Theorien und Entdeckungen in der klinischen Praxis ‐ dem anspruchsvollsten aller Bereiche ‐ gründlich zu testen.
Diese verschiedenen Attribute und Errungenschaften zusammengenommen bilden das Markenzeichen des gelehrten Weisen: Bemühungen in mehreren parallelen und miteinander verbundenen Bereichen; traditionelles Wissen, das akribisch gesammelt wurde; moderne Theorien und Praktiken, die geprüft und getestet wurden, und schließlich eine persönliche Synthese der wirksamsten und lohnendsten Komponenten, die in einer grundlegend neuen Schöpfung enthalten sind.
2. Ein Mann seiner Zeit
Betrachten wir nun die Kehrseite der Medaille, so finden wir einen Mann, der ganz im Einklang mit dem Zeitgeist steht: dem Geist der Zeit im Japan der Nachkriegszeit. Seit der Meiji‐Restauration in den 1800er Jahren hatte Japan einen rasanten Wandel durchgemacht. In relativ kurzer Zeit wandelte sich Japan von einer hermetisch abgeriegelten, feudalen Kultur zu einer modernen, fortschrittlichen Gesellschaft, die offen und bereit ‐ ja geradezu verzweifelt bemüht – war, sich das anzueignen, was zuvor streng verboten war: Westliche Werte und Verfahren und ‐ für uns besonders interessant ‐ die naturwissenschaftlichen Methoden.
In medizinischer Hinsicht bedeutete dies Anatomie und Physiologie und die modernen Praktiken der westlichen Medizin. Die Krise der traditionellen orientalischen Heilkünste, die dies unweigerlich auslöste, nahm viele Formen an, von der völligen Aufgabe über die teilweise Integration bis hin zur offenen Verleugnung und Verschanzung. Die Krise hatte jedoch gerade erst begonnen und sollte sich sowohl beschleunigen als auch verschärfen.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Japan völlig am Boden zerstört. Es gab kaum noch Lebensmittel, die Infrastruktur war zerstört und die Gesundheit des Landes war am Ende. Die sichtbarsten Symbole dafür waren natürlich die südlichen Städte Nagasaki und ‐ noch viel mehr ‐ Hiroshima, Masunagas Geburtsort, die beide durch Atombomben vernichtet wurden.
In geistiger Hinsicht waren die Japaner zu diesem Zeitpunkt nicht weniger geschwächt. Der Kaiser, der traditionell den Status eines Gottes genoss, wurde von den „kulturlosen“ Amerikanern gründlich gedemütigt und als gewöhnlicher Sterblicher hingestellt.
Für einen modernen, westlichen Leser ist es wahrscheinlich unmöglich, sich vorzustellen, wie sich dies angefühlt haben mag, oder die Auswirkungen zu ermessen, die dies auf ein ganzes Volk gehabt haben muss. Was uns die Geschichte jedoch objektiv und nachdrücklich gezeigt hat, ist, dass die Folgen in den verknüpften Bereichen der Künste ‐ Ausdrucks‐ und Bühnenkünste nicht weniger als medizinische und Kampfkünste ‐ weitreichend waren.
Die vertiefte Überprüfung, die im vergangenen Jahrhundert stetig erfolgte, intensivierte sich nun exponentiell. Ein ausgeprägtes Gefühl der existenziellen Bedeutung scheint diese Zeit zu prägen, zusammen mit dem dringenden Bedürfnis, die Kultur und Identität Japans neu zu erfinden und zu beleben.
Die Folgen sind in so unterschiedlichen Bereichen wie dem Butoh‐Tanz, der Ryodoraku‐Akupunktur, dem Aikido, dem Karate, der Makrobiotik und nicht zuletzt dem Zen‐Shiatsu zu sehen, auch wenn das Verhältnis von Assimilation zu Konservierung in jedem Fall deutlich verschieden ist.
Während der Butoh‐Tanz ein hervorragendes Beispiel dafür ist, wie die Tanzpioniere in ihrer Kunst zu den Wurzeln des „Japanischen“ zurückkehren, ist die Ryodoraku‐Akupunktur im Gegensatz dazu ein System, das von seinem Begründer Nakatani entwickelt wurde, um die Akupunktur durch die Anwendung bestimmter konzeptioneller Schlüsselinstrumente aus der modernen westlichen Medizin neu zu interpretieren, zu erklären und zu praktizieren.
Aikido entstand aus dem Drang, aus den traditionellen Kampfkünsten Jujitsu und Schwertkampf ein Maximum an Effektivität herauszuholen und sie gleichzeitig in die Sprache und Praxis von Liebe und Harmonie zu kleiden. Aikido wurde zu einer modernen, synthetischen Kunst, die von den altehrwürdigen Traditionen der japanischen Kampfkünste durchdrungen ist [10].
George Ohsawa [11] gründete die Makrobiotik in dem Bestreben, die Prinzipien der orientalischen Philosophie (vor allem Yin und Yang) neu zu definieren und sie auf das tägliche Brot anzuwenden, das alle Menschen verzehren, um so dem Frieden und der Harmonie in der Welt zu dienen.
Es gibt zahlreiche Beispiele für diesen Prozess der Neuerfindung, Neuinterpretation und Wiederaufnahme quer durch das japanische Kulturleben ‐ einschließlich Shintaido, Sotai [12], Noguchi Taiso, wie es von Michizo Noguchi entwickelt wurde, und die Seitai‐ und Katsugenundo‐Übungen, die von Noguchi Haruchika [13] entwickelt wurden – der gemeinsame Nenner ist Synthese in unterschiedlichem Ausmaß.. Zen Shiatsu ist ein weiteres Paradebeispiel für dieses Phänomen. Schließlich ist es sehr wahrscheinlich, dass Masunaga einige oder alle dieser Initiatoren und Richtungen gut kannte. Ein berühmtes Beispiel sind die von Wataru Nagai [14] (1869‐1963) entwickelten Makko‐Ho‐Übungen. Im Alter von 42 Jahren erlitt Nagai einen Schlaganfall, der seinen halben Körper lähmte. Seine Ärzte sagten ihm, dass er voraussichtlich für den Rest seines Lebens halbseitig gelähmt, auf Unterstützung angewiesen und wahrscheinlich arbeitsunfähig sein würde. Nagai entwickelte die Makko‐Ho‐Übungen, als er sich im Haus seines Vaters, eines buddhistischen Mönchs, ein Lehrbuch über den Buddhismus ansah.
(Fortsetzung folgt)
Anmerkungen der Redaktion:
[1] Die Kaiserliche Universität Kyoto heißt jetzt einfach Kyoto‐Universität.
[2] Heute bekannt als Japan Shiatsu College
[3] Tatsächlich haben zwei weitere Schulen das Recht, staatliche Lizenzen zu vergeben: Kuretake und Chosui Gakuen. Der Autor will damit sagen, dass sie alle aus dem gleichen Schmelztiegel der Namikoshi‐Schule stammen, was technisch korrekt ist.
[4] Man könnte argumentieren, dass Shizuto Masunaga sich vom Erbe zweier Lehrer lösen musste: Tenpeki Tamai und Tokujiro Namikoshi.
[5] Er wurde von verschiedenen bekannten Autoren und von Izawa Sensei beeinflusst, der am Japan Shiatsu College orientalische Medizin lehrte.
[6] In diesem Sinne hat er das Erbe bewahrt, wie es das letzte Kapitel von Tenpeki Tamais „Shiatsu‐ho“ bezeugt, das den Lesern rät, mindestens einmal am Tag das Lotus‐Sutra zu rezitieren, um ihr Herz zu öffnen.
[7] Das Iokai Shiatsu‐Zentrum in Tokio wird derzeit von seinem Sohn Haruhiko Masunaga geleitet.
[8] Lesen Sie das Interview von Ohashi, in dem er beschreibt, wie er den Titel von Masunagas Buch geändert hat.
[9] Zen Imagery Exercises: Meridian Exercises for Wholesome Living; Shizuto Masunaga, Tokio, NY: Japan Publications, 1987 (englische Übersetzung); der deutsche Titel lautet eher profan „Meridian Dehnübungen“, Shizuto Masunaga et al., Felicitas Hübner Verlag, Hamburg, 2000
[10] Lesen Sie „Those Aikido masters who spread Shiatsu“ („Die Aikido‐Meister, die Shiatsu verbreiteten“) von Ivan Bel
[11] George Oshawa (1893‐1966), geboren als Nyoichi Sakurazawa, Begründer der Makrobiotik, hatte einen großen Einfluss auf mehrere japanische Shiatsu‐Meister. Um mehr darüber zu erfahren, lesen Sie: „L’histoire des pionniers Japonais en France ‐ Les Années 50“ von Ivan Bel
[12] Sotai‐ho (操体法) ist eine japanische Form der manuellen Therapie, die von Keizo Hashimoto (1897‐1993), einem japanischen Arzt aus Sendai, entwickelt wurde. Der Begriff So‐tai (操体) ist das Gegenteil des japanischen Wortes für Bewegung: Tai‐so (体操). Nach Angaben ihres Erfinders basiert sie auf der traditionellen ostasiatischen Medizin (Akupunktur, Moxibustion und Knochensetzen oder Sekkotsu) in Kombination mit seinen Kenntnissen der modernen westlichen Medizin.
[13] Seitai (整体) bezeichnet eine Heilmethode mit vielfältigen Ursprüngen, die Mitte des 20. Jahrhunderts in Japan von Haruchika Noguchi (1911‐1976) formalisiert wurde. Der Begriff bedeutet „korrekt ausgerichteter Körper“.
[14] Um mehr über Makko‐Ho und Dr. Wataru Nagai zu erfahren, lesen Sie bitte „Trois pratiques d’étirement (1) ‐ Le vrai Makkô Hô japonais“ von Stéphane Cuypers
Auteur
- Shizuto Masunaga: Seine Art der Diagnose – Teil 3 - 31 May 2023
- Shizuto Masunaga (Teil 2): Seine Schöpfung - 9 January 2023
- Shizuto Masunaga (Teil 1): ein Genie auf den Schultern von Giganten - 6 October 2022
- Der geschwärtze topf - 15 June 2022