Die meisten, der vielen Shiatsu-Schulen, die es gibt, beziehen sich in ihrer Namensgebung oder ihrem fachlichen Ansatz auf die Theorien von Yin und Yang (die Dualität repräsentieren) oder auf Wuxing (die fünf Wandlungsphasen). Nur wenige legen ihre Aufmerksamkeit auf die Dreiheit von Erde-Mensch-Himmel, obwohl dieses Prinzip eine Vielzahl an konkreten Möglichkeiten eröffnet.
Einige Jugenderinnerungen
Pierre Trolliet war einer meiner herausragenden Lehrer als ich noch Chinesisch studierte. Im weiteren Sinn des Wortes war er Geographielehrer. Er sprühte vor Enthusiasmus und erzählte uns in seinem Unterricht so viel wie irgend möglich über China, dessen Kultur, Geographie, Geschichte und Politik. Stundenlang ging er das alles durch. Manchmal trafen wir uns nach dem Unterricht auf ein Getränk, um fesselnde Diskussionen zu allen möglichen Themen rund um China zu führen.
Ich erinnere mich, dass der nimmermüde Reisende und Forscher mir einmal diesen Ratschlag gab: „Wenn Du eines Tages nach China gehst, vergiss nicht alles zu zählen!“ Er erklärte mir dann die Bedeutung der chinesischen Numerologie, zumindest seines Verständnisses nach. Das war meine erste Einführung in dieses Gebiet. Seit damals habe ich mir, auf den Straßen dieses riesengroßen Landes und des Rests von Asien, Löcher in die Sohlen meiner Schuhe gelaufen, ohne jemals zu vergessen, alles zu zählen was ich je gesehen habe. Besonders lange Zeit verbrachte ich im Himmlischen Tempel in Peking und zählte dort die Dächer, Terrassen, Säulen, etc.
Während dieser Trainingsjahre begann ich auch Kalligraphie zu studieren. Das erlaubte mir zu entdecken, dass hinter einem einfachen Pinselstrich auf einem Blatt Papier, die Kunst der Vereinigung von Körper und Geist rund um die Achse des Pinsels, steht.
Kalligraphie ist auch eine hochentwickelte Herangehensweise, die viele Geheimnisse dieser verborgenen Zahlen innehat. Das gilt auch für das Studium der Taoistischen Gemälde, in denen keine Landschaft zufällig gemalt ist. Alles ist sorgfältig ausgemessen, gezählt und gewogen, um so nah wie möglich an der Bedeutung der Zahlen zu bleiben. Nach und nach entdeckte ich die unglaubliche Einheit des Denkens der chinesischen Weltsicht. Kunst, Handwerk, Kampfkunst, Baukunst, alles ist so geordnet, dass die Zahlen und ihr Symbolismus miteinbezogen werden. Nichts wurde auf diesen Gebieten dem Zufall überlassen, zu keiner Zeit dieser alten Zivilisation.
Zwanzig Jahre später, nachdem ich Lehrer für Shiatsu geworden war, war ich vollends davon überzeugt. Ich begegnete Cyrille Javary, einem großen Spezialisten für Yijing (Buch der Wandlungen) und für spirituelle, chinesische Philosophie. In einer seiner Vorlesungen über chinesische Numerologie lernte ich diesen Symbolismus sogar noch genauer.
Da verstand ich, dass nicht nur alles in der „chinesischen Welt“ (dem Titel des unbedingt lesenswerten Buches von Jacques Gernet folgend) mit der Numerologie stimmig war, sondern sich – abseits von 0 bis 10, noch eine ganz andere aufregende Geschichte entfaltete. In der Folge ist es keine Überraschung, dass das Studium der östlichen Medizin zeigt, dass seine Theorie ständig mit denselben Denkgrundlagen arbeitet, genauer gesagt, mit der Entwicklung der Zahlen in ansteigender Reihenfolge.
Der Rat von P. Trolliet war damit gut. In der chinesischen Kultur muss man immer alles zählen.
Eine Vielzahl an Theorien
In dieser breiten Auffächerung des Symbolismus der chinesischen Zahlen, besonders der ersten 10, sind natürlich viele Erklärungen oder Theorien gewachsen. Es ist möglich sie bis zum Äußersten zusammen zu fassen, wie für die ersten fünf Zahlen:
0 – Nicht sehr beliebt in China, die 0 weist auf die Idee der Leere hin, aber nicht auf die Leere, wie sie die Inder kennen
1 – Einheit, das Eine, solang sich das Ganze noch nicht aufgespalten hat
2 – Die Dualität von Yin und Yang, die erklärt, dass sich Gegensätze tatsächlich ergänzen
3 – Die Dreiheit: Himmel – Mensch – Erde, die Welt wird mannigfaltig, und der Mensch kommt ins Spiel der universellen Schöpfung
4 – Die vier Richtungen des chinesischen Kompass (die umgekehrt zu unseren sind), die vier Jahreszeiten
5 – Die fünf Wandlungsphasen (meistens irrtümlich die 5 Elemente genannt)
So geht es immer weiter. Natürlich sind, je nach Land und Kultur, einige Theorien gängiger als andere. Yin/Yang 阴/阳 stellen die, zwischen China, Korea, Vietnam und Japan meist geteilten, Grundlagen dar, weshalb sie oft auch im Shiatsu gefunden werden. Die 5 Wandlungsphasen sind im Shiatsu auch sehr präsent, weil diese chinesische Theorie ihren größten Erfolg in Japan hatte. Die Experten in diesem Bereich sind Japaner und sie haben die Zugänge zu Wuxing 五行 vervielfacht. Nehmt als Beispiel die 5 altertümlichen Shu Punkte. Die Chinesen verstanden diese Punkte nach der Erklärung des Energieflusses, während die Japaner sie lieber über die 5 Wandlungsphasen erklären.
Wir werden viele andere Gebiete finden, in denen die japanische Kultur diese Theorie übernommen hat, im Gorinto 五輪塔 (wörtlich übersetzt „fünf-Ringe Turm“) oder dem Gorin no Sho 五輪書 („Buch der fünf Ringe“ des berühmten Schwertmeisters Miyamoto Musashi).
Symbolismus der Zahl Drei
Jede Zivilisation hat beschlossen ihre Buchstaben und Zahlen mit Symbolgehalt zu beladen – natürlich, von einer Kultur zur anderen, mit sehr unterschiedlichen Interpretationen. Die Zahl 3 jedoch ist die einzige, die einen gemeinsamen Symbolismus in (fast) allen Kulturen hat. Das macht sie so interessant. Die Zahl 3 symbolisiert Leben, Schöpfung, Fruchtbarkeit. Wie ist das entstanden? Ich werde versuchen, das aus der Perspektive der chinesischen Weltsicht zu erklären.
Wenn wir in der Kalligraphie eine horizontale Linie ziehen, um die Zahl 1 zu zeichnen, dann braucht das drei Bewegungen. Der Pinsel ist von oben nach unten positioniert, der Strich geht dann horizontal nach rechts und schlussendlich folgt die Schlussbewegung. Das Abheben des Pinsels wird nach unten ausgeführt. Somit, auch wenn das ungeübte Auge nur einen einfachen Strich sieht, erfordert die Zahl 1 eine gute Kontrolle dreier unterschiedlicher Bewegungen. Symbolisch, so sagen die Chinesen, dass die 1 die Samen von 2 und 3 in sich trägt und dass ihre Spur aus dem Himmel kommt (von oben, aus dem Yang) und in Richtung der Erde endet (auf dem Boden, dem Yin). Offensichtlich ist das kein glücklicher Zufall, sondern das Ergebnis langer Überlegungen. Die Art Dinge so zu machen ist tatsächlich direkt mit dem Daodejing des Laotse verwandt (Das Buch vom Sinn und Leben) das folgendes besagt: „Aus dem Tao stieg die Eins auf. Aus der Eins entstand die Zwei. Aus der Zwei ging die Drei hervor und brachte die zehntausend Dinge mit sich. Die zehntausend Dinge tragen das Yin auf ihren Rücken und das Yang auf ihren Armen. Indem sie ihren Atem vermischen, erreichen sie Harmonie.“ Diese Sätze, auf den ersten Blick etwas kryptisch, erklären die Dynamik der Zahlen, die sich gegenseitig hervorbringen und, dass besonders die Drei an der Wurzel der Schöpfung aller Dinge steht. Im chinesischen Geist musste das von Anfang an klar sein und da Chinesisch eine Schrift mit Pinsel und nicht eine des Schreibrohrs oder der Feder ist, war es möglich, drei Bewegungen einzuführen um die Zahl 1 zu zeichnen.
Gehen wir nun ein wenig zurück, um den Anfang der chinesischen Zahlen zu erklären. Zuerst war das Nichts (das Tao). Dann zeigt das Eine die Einheit. Und doch, in dem die Linie gezogen wird, teilt die 1 den Raum und setzt die Schöpfung in Gang. Indem die horizontale Linie gezogen wird, markieren die Asiaten den Horizont, der wahrscheinlich das erste war, was unsere Vorfahren zu sehen bekamen, nachdem sie angefangen hatten auf zwei Beinen zu gehen. Sobald wir aber diese Linie ziehen, teilen wir die Welt in ein Oben und ein Unten auf – in anderen Worten in Himmel und Erde, zwei Kräfte, die durch Yin und Yang symbolisiert werden. Deshalb ist es nur logisch, dass die nächste Zahl, die Zwei, mit zwei übereinander liegenden, Strichen ausgeführt wird. Das kennzeichnet sehr klar Himmel und Erde. Einmal erschaffen, stehen sich diese zwei Kräfte gegenüber und ergänzen sich gleichzeitig. Ganz natürlich entsteht zwischen ihnen eine Spannung, diese Spannung wird Bewegung erzeugen und dann die Schöpfung.
Zwischen dem Oben und dem Unten entsteht dann eine dritte Linie – diese markiert die Geburt einer dritten Kraft, zwischen Himmel und Erde. Das ist der Mensch. Für alle ersten Menschen war es nötig, die Ankunft der menschlichen Wesen im Bühnenbild erklären zu können. Dieser Vorgang der Schöpfung ist sehr interessant, weil er uns unmittelbar beibringt, dass das chinesische Denken nicht mit der Dualität endet, in der das westliche Denken stecken geblieben ist (gut-böse, schwarz-weiß, etc.), sondern sich in ein dreiteiliges System weiterentwickelt hat. Das findet sich auch im Bild von Mann und Frau, die ein Kind zeugen. In Folge wächst das Kind auf, sucht sein ergänzendes Gegenüber und aus dieser Dualität wird ein neues Wesen geschaffen werden. Das ist das Prinzip des Lebens und der Erschaffung des Lebens, welches vom Ende des Zitats von Laotse erklärt wird: „Die Drei bringt die 10 000 Dinge hervor.“ Deshalb ist es durch die Zahl Drei, dass sich alle schöpferischen Kräfte selbst ausdrücken können und sich das Leben in eine Vielzahl an Verzweigungen, Rassen und Familien aufspaltet … In vielen Teilen der Welt wurde die Zahl Drei zuerst durch ein Dreieck dargestellt, die dreiteilige geometrische Form an sich, mit der Spitze nach oben oder nach unten. Wir können sehr einfach die symbolische Darstellung von männlichem Geschlecht (Spitze nach oben) und weiblichem Geschlecht (Spitze nach unten) erkennen. Das bringt uns wieder zurück zum Prinzip der Fruchtbarkeit und damit des Lebens.
Die zweite interessante Tatsache der Nummer Drei ist die Geburt des dritten Elements zwischen den Kräften des Himmels und der Erde. Alle drei Linien sind horizontal. Die eine in der Mitte steht für das menschliche Wesen, das gerade erst geboren wurde. Es liegt am Boden. Es hat sich noch nicht aufrecht hingestellt. Aber wenn es das tut, dann berührt es sofort Himmel und Erde. Es wird tatsächlich das Verbindungsglied, welches das Oben mit dem Unten verbindet, ein einzigartiger Bindestrich, eine Erinnerung an das Prinzip der Einheit. Außerhalb der Einheit der Zahl Drei, kann diese nur durch die Senkrechte des Individuums erlangt werden. Das Zeichen nimmt dann eine völlig andere Bedeutung an, die des Zeitwortes gōng (工) welches „arbeiten“ bedeutet. In anderen Worten, Arbeit, das einzig wahre Werk des menschlichen Wesens ist, sich aufzurichten (auf allen Ebenen) und die Verbindung zwischen Himmel (天 tiān wörtlich „was darüber und großartig ist“) und Erde (地, dì ) herzustellen.
Das Zeichen gōng (工) lehrt uns noch etwas anderes: Himmel und Erde berühren den Menschen, wenn er sich aufrichtet. In der judeo-christlichen Weltsicht ist der Himmel ein unerreichbarer Ort, wo ein unerreichbarer, alter, bärtiger Mann sitzt. Die Gläubigen verbringen ihr Leben damit, den Himmel erreichen zu wollen, ohne darauf hoffen zu dürfen, ihn je zu erreichen. Für die Chinesen beginnt der Himmel genau am höchsten Punkt ihres Schädels (deshalb hat der Punkt bái huì 白会 100 Verbindungen, VG20 eine große Bedeutung), während die Erde genau unter den Füßen liegt (in Berührung mit den Punkten yǒng quán 涌泉 Sprudelnde Quelle, N1). Es ist nicht nötig sich selber ein ganzes Leben lang, zu erschöpfen, im Versuch den Himmel zu erreichen, wenn dieser doch nur auf eine Sache wartet: darauf, dass sich der Mensch aufrichtet (körperlich, geistig, emotional und spirituell). Das ist in Reichweite all jener, welche die Unannehmlichkeiten auf sich nehmen, das auch zu tun.
Mikrokosmos – Makrokosmos
Im chinesischen Symbolismus gibt es noch ein anderes Zeichen, welches die Zahl Drei und die Vorstellung der vertikalen Einheit aufgreift. Das Zeichen des Königs 王 wàng. Wenn der Mensch mit Tugend an sich selber arbeiten kann, durch seinen Körper, eine Brücke zwischen Erde und Himmel zu erschaffen, ist der König dafür verantwortlich das Gleich zu tun und sich noch zusätzlich um die Menschheit zu kümmern, die noch am Boden liegt (zu verstehen als: nicht aufgewacht). Durch seine bloße taoistische Rechtschaffenheit ist er das senkrechte Verbindungsglied, die Verbindung der drei Ebenen (Himmel-Mensch-Erde). Später verschwand dann der König und wurde durch den Kaiser ersetzt. Die Aufgabe und der Symbolgehalt blieben aber gleich. Mehr noch, der Kaiser musste jedes Jahr im Tempel des Himmels beten, um die Unterstützung des Himmels zu erlangen. Damit ist gemeint, dass er die Orakel erhalten musste, die es ihm dann erlaubten Ernten, Überschwemmungen und Invasionen vorher zu sagen. Wenn er falsch lag, musste er sehr auf der Hut sein! Obwohl der chinesische Kaiser eigentlich allmächtig war, wurde er einzig während dieser Zeremonie verwundbar. Ein Irrtum in einer seiner Vorhersagen bedeutete, dass er die Autorisierung des Himmels verloren hatte und deshalb nicht länger fähig war zu regieren. Er hatte keine reine Beziehung mehr zu den Anordnungen des Himmels. Es bezahlten mehrere Kaiser für ihre Fehler mit dem Thron und sogar mit ihren Leben.
Erde-Mensch-Himmel steht für die drei wichtigsten Energieschichten, die in der anthropozentrischen Repräsentation der Welt (mit dem Menschen im Zentrum) ersichtlich sind. Sie sind auch ein brauchbarer Weg, die uns umgebende Natur, den Makrokosmos – in dem der Mensch lebt – zu sehen. Diese Vorstellung der Welt ist über 5000 Jahre alt. In ihrer Vorstellung der Dinge, dachten die alten Chinesen, dass Mensch und Natur nicht getrennt wären, sondern dass sich unabdingbar das eine im anderen wiederfindet. Das Ergebnis davon ist, dass der Mikrokosmos des menschlichen Körpers ein Abbild des Makrokosmos der Natur, die wieder die Frucht von Himmel und Erde ist – sein musste. Damit findet sich die Zahl Drei in der chinesischen Medizin auf vielen Gebieten.
- Der Körper wird von oben bis unten in drei Gebiete aufgeteilt: oben, von Kopf bis Brust, steht für den Himmel; der Bauch, von der Brust bis zum Schambein, steht für den Menschen; unten, vom Becken abwärts, steht für die Erde. Jeder dieser drei Bereiche kann wiederum in drei, mehr oder minder, gleiche Teile geteilt werden. Wenn wir den Kopf hernehmen, steht die Stirn für den Himmel, Augen und Nase für den Menschen, Mund und Kiefer stehen für die Erde. Für jeden Teil geht das so weiter, was es möglich macht, ein Werkzeug zur Analyse zu haben. Das ist zwar sehr archaisch aber in einigen Fällen sehr hilfreich.
- Wenn wir diesmal tiefer in den Körper schauen, dann können wir sagen, dass die Haut in Verbindung zum Himmel steht, die Muskeln mit dem Menschen und schlussendlich die Knochen mit der Erde.
- Die Anordnung der Finger, wenn wir den Puls messen, verwendet ebenfalls die Teilung in drei Abschnitte, obwohl problemlos vier Finger platziert werden könnten. Natürlich machen wir das nicht! Der oberste Platz wird Daumen genannt, der mittlere Schwelle und der unterste Fuß. Manchmal werden diese Positionen auch als „Himmel, Mensch und Erde“ bezeichnet.
- Wenn wir uns immer noch auf den Puls beziehen, dann drücken das die drei Tiefen noch deutlicher aus. Die oberflächliche Schicht ist Yang (Himmel), die mittlere Schicht ist Blut (Mensch) und diejenige beim Knochen ist Yin (Erde).
- Der Rhythmus des menschlichen Wesens über den Tag ist ebenfalls in drei Phasen geteilt: die aufsteigende Energie am Morgen, der Höhepunkt zu Mittag und dann das Absenken. Dasselbe gilt für die Nacht.
- Das Leben des Menschen ist unterteilt in die Zeit des Wachstums (Kindheit), des Stillstands (Erwachsensein) und Verfall (Alter).
- Es ist essenziell, die drei Energieniveaus zu kennen und sie in Behandlungen zu harmonisieren, damit Menschen gesund sein können: Qi (Energie), Jing (Essenz), Xue (Blut).
- Der Energieaufbau hängt von drei Stufen ab: die obere baut Energie durch Atmung in der Brust auf (d. h. der himmlische Atem), die mittlere im Magen (durch Nahrung und Getränke) und die untere Stufe finalisiert mit der Energie durch die Nieren, die beide der Sitz der Ahnenenergie (Jing Qi von den Eltern), Yuan Qi (vorgeburtliche Energie) sind, aber auch durch das Filter- und Ausscheidesystem, das den Körper reinigt und damit bessere Funktion ermöglicht (drei Funktionen).
- Die drei dān tián (丹田 Zinnoberfeld) beziehen sich mehr auf spirituelle Energie, aber auch da finden wir die Teilung in drei Ebenen. Zwischen den Augenbrauen befindet sich das obere dān tián, das zweite ist auf Herzhöhe und das dritte hat Bezug zum Feuer des Tores des Lebens.
Ich bin mir sicher, wenn wir noch ein wenig nachsehen, würden wir noch mehr dreiteilige Systeme im Körper finden, natürlich im chinesischen Sinn betrachtet.
Die Dreiheit im Ryoho Shiatsu
Die Einführung eines neuen Stils oder Zweiges von Shiatsu erfordert langes Nachdenken. Jeder Lehrer verbringt Jahre damit, seine Technik, die Ergebnisse von jahrelanger Arbeit, vom Lernen und Beobachten weiterzuentwickeln. Im Ryoho Shiatsu haben wir uns dazu entschlossen, alle bestehenden Theorien und ihre Anwendungen einzubeziehen, aber den Schwerpunkt auf die Dreiheit zu legen. Das bedeutet nicht, dass die anderen Systeme schlechter oder besser wären. Es ist eine Entscheidung, die auf Grund der Vielfalt der Schöpfung aus der Drei, getroffen wurde.
Die erste Sache, für die wir unsere Studenten sensibilisieren, ist die Vorstellung von Bewegung des Praktikers in der Hauptposition, die wir „Ausfallschritt“ nennen. Oft sehen wir die Praktiker in zwei Arten der Bewegung: eine, um das Körpergewicht einzusetzen und die zweite, um das Körpergewicht wieder zurück zu nehmen. Das hat aber, aus dem Blickwinkel der Biomechanik betrachtet, mehrere Nachteile. Es führt öfters zu Müdigkeit und später zum Auftauchen von Schmerzen in den Lendenwirbel-Kreuzbein-Gelenken, weil die Vor- und Zurückbewegung eine stetige Belastung auf diese Körperregion des Praktikers ausübt. Es ist entspannender, dies in drei Zügen zu machen. Den ersten, um sich zu straffen und den Schwerpunkt senkrecht über den Druckpunkt zu bringen (Kraftaufwand), den zweiten, um dem Körpergewicht zu erlauben nach unten zu sinken (Loslassen) und den dritten das Zurücknehmen (Kraftaufwand). Die Dynamiken sind nicht dieselben und es entsteht auch keine Müdigkeit am Ende der Behandlung.
Das zweite drei-stufige Konzept, das von Ryoho Shiatsu vertreten wird, ist das von Rhythmus und Druck. Ein langsames Tempo bringt einen völlig anderen Effekt als ein schnelles. Abhängig vom gewünschten Ergebnis kann der Rhythmus geändert werden. Ein Rhythmus, bei dem der Druck nur eine Sekunde andauert (wie es in den Kampfkunstschulen Jigen ryu oder Hakko ryo gemacht wird) energetisiert die Person. Ein Rhythmus von rund drei Sekunden (wie in der Namikoshi Schule) neigt dazu zu energetisieren und die Muskeln zu entspannen. Ein Rhythmus von ungefähr 6-7 Sekunden wird nur an der Entspannung arbeiten. Natürlich ist es möglich noch weiter als bis zu diesem Tempo zu gehen, besonders, wenn wir danach streben, energetisch an einem bestimmten Punkt zu arbeiten, um ein Ungleichgewicht zu beseitigen.
Wir legen auch Wert auf die Tiefe des Drucks, um nur drei unter den vielen anderen Ideen des Ryoho Shiatsu zu nennen. Oberflächlicher Druck arbeitet sehr stark an Emotionen, die oftmals an der Oberfläche stehen. Druck auf die mittlere Schicht ist hervorragend geeignet, um das muskuloskelettale System zu entspannen oder direkt mit den zàngfǔ (脏腑, Organe und Faszien) zu interagieren. Tiefer Druck wird tief in die Widerstände reichen, chronische Krankheiten lindern oder Energien vom Grund des Individuums hervorholen, um sie an die Oberfläche zu bringen.
Wir könnten noch viele andere Gesichtspunkte herausarbeiten, die für Ryoho Shiatsu charakteristisch sind, besonders in Bezug auf Behandlungen (Kopf, Füße und Zentrum), Berührung (Rhythmus, Tiefe, Bewegung), Technik (Zerstreuen, Ansammeln, Bewegen), Meridiane (Außerordentliche Gefäße, Jing Meridiane und Luo Meridiane), Krankheitsphasen (Anfang, Stagnation, Genesung), Krankheitskategorien (Leere, Stagnation, Fülle), Lebenshilfe (körperlich, spirituell und intellektuell), Lebensführung (Schlaf, Aktivität, Leeren des Geistes), Sporthygiene (Muskelaufbau, Gelenkigkeit, Erholung) oder sogar wie sich der Praktiker benehmen sollte (zuhören/beobachten, sprechen, berühren), etc.
Das ist der Grund, warum die Lehren dieser Schule so reichhaltig sind und es so möglich machen die meisten Ungleichgewichte, die ein Mensch während des Lebens erfahren kann, zu behandeln.
Autorin: Ivan Bel
Übersetzerin: Anufa Ellhorn
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